Kopfstand

In der letzten Woche habe ich beim Bäcker des Vertrauens für ehrliche 20 Cent einen kleinen Klumpen Sauerteig erworben. Ein faires Geschäft wie ich finde.

Da man dieses Teig nur eine Woche "ungefüttert" im Kühlschrank aufbewahren soll, war gestern also Brotbacken angesagt. Ganz mutig ohne Hefe. Tolle Idee. Nachdem der Teig in drei Stufen ordentlich vermehrt und dann in der wunderschönen neuen Kitchenaid geknetet wurde, sollte er gehen. Angeblich bis zur doppelten Menge. In zwei Stunden. Ohne Hefe. Aha.

Er wollte aber nicht. Dabei habe ich ihm extra noch ein tiptop-superprofessionelles Gärkörbchen gekauft. Das Backen war eigentlich für 22 Uhr geplant. Frau Kopfstand muss ja auch mal schlafen. Um zu arbeiten. Um Gärkörbchen zu kaufen. Leider war zur geplanten Backzeit gar nichts gegangen. Um 23 Uhr auch noch nicht. Außer vielleicht, man schaut von schräg unten auf das Körbchen, dann erscheint der Teig irgendwie höher. Minimal.

Um 24 Uhr war dann Schluss mit aller Gelduld. Ein klein wenig ist er ja gegangen. Ab in den Ofen. Und dort verwandelte sich der Klumpen fast in ein Brot. Wahrscheinlich wegen der minütlichen Kontrollblicke. Und der strengen Worte. Besonders toll sind die Mehlreste auf dem Brot. Ich werde beim nächsten mal noch mehr Mehl im Gärkörchen verteilen. Die finde ich gut. Auch wenn ich sie erst gegen 1 Uhr nacht bewundern konnte.

Was ich allerdings nicht verstehen kann, wie man als berufstätiges Wesen diesen Sauerteig züchten soll. Füttern hier, bisschen wärmer da, bisschen kälter später. Ziemlich aufwendig. Macht aber Spaß. Besonders den Wecker mit Temperaturanzeige überall in der Wohnung zu deponieren, um die richtige Temperatur für das Teigding zu finden.

Also lieber Teig, fürs nächste mal, bei der Spitzenbehandlung müsste ein adäquates Aufgehen (doppelte Größe) in arbeitnehmerfreundlicher Zeit (2 Stunden) doch drin sein. Für die Nerven. Und den Schlaf.

Für alle Schlaflosen hier das Rezept für die Herbstsonne bei Chefkoch. Backmalz habe ich rausgelassen, vielleicht lags ja daran :)